Denise Hofer
«Verknüpfung» ist eine nachhaltige und verbindende Kunstinstallation.
Kokain ist aktuell sehr leicht erhältlich.
In St.Gallen gibt es Ansätze zu neuen offenen Drogenszenen. Im «Stadtmelder» werden die liegengelassenen Drogen-Utensilien im St.Mangen-Park angeprangert. Die Umtriebe beim Hotel Rössli werden im Quartier weiterhin kritisiert. Doch in der neuesten Kriminalstatistik wird ein Rückgang der Betäubungsmittel-Delikte um 30 Prozent ausgewiesen. Das hat aber seinen Grund.
Betäubungsmittel Der Rückgang der Betäubungsmitteldelikte in der Kriminalstatistik ist, wie der Leiter der Kriminalpolizei, Stefan Kühne, darlegt, wohl nicht auf einen Rückgang von Handel und Konsum
zurückzuführen, sondern auf rechtliche Veränderungen und eine
Verschärfung der Anforderungen: «Die Ermittlungsarbeit im Bereich der Betäubungsmittel hat sich wesentlich verkompliziert. Während es früher möglich war, dass eine polizeiliche Sachbearbeitung parallel mehrere Verfahren führte, ist dies heute aufgrund der intensiven Nutzung digitaler Mittel durch Beschuldigte kaum noch realisierbar. War es früher üblich, dass in einer Gruppe jeweils sämtliche Sachbearbeitenden eigenständig ein Hauptverfahren führten, so tätigt heute die eine Hälfte die Ermittlungen, während die andere Hälfte unterstützende Aufgaben übernimmt.» Ein weiterer Rückgang der erfassten Betäubungsmittelstraftaten ist nach Kühne auf die Regelung in der Schweiz zurückzuführen, wonach der reine Besitz von bis zu zehn Gramm Cannabis straffrei ist und bei einer polizeilichen Kontrolle nicht mehr sichergestellt wird.
Bei der Verfügbarkeit von Drogen hat sich eine grosse Änderung ergeben. Die Verfügbarkeit von Heroin ist massiv zurückgegangen, während Kokain gemäss Kühne eine regelrechte Schwemme erfährt. Derzeit konzentrieren sich nahezu alle Ermittlungen auf Kokain, während Heroin vor allem noch bei Kontrollen an der Grenze oder bei der Festnahme von Läufern eine Rolle spielt. Beim Konsum illegaler Substanzen stehen weiterhin Hanfprodukte im Mittelpunkt. Letztes Jahr wurden in der Stadt St.Gallen in 584 Fällen von Konsum, Anbau und Kauf ermittelt (kantonal 1262) und in 196 Fällen von illegalem Handel (kantonal 772).
Der Runde Tisch von Stadtpolizei, Suchthilfe und Dienststelle Kinder Jugend Familie weist auf Probleme wegen Crack hin, welches weiterhin auf sehr hohem Niveau konsumiert wird, Tendenz steigend. Ebenso musste festgestellt werden, dass WC-Anlagen als Konsumorte oder Schlafstellen genutzt werden und an einzelnen Orten vermehrt Einzelpersonen negativ auffallen. Angeblich wird im Quartier Linsebühl offen gedealt und konsumiert. Auf Anfrage erklärt Dionys Widmer, Sprecher der Stadtpolizei St.Gallen, dass hier tatsächlich mehr Drogensüchtige auf der Strasse angetroffen werden. Entsprechend seien die Kontrollen intensiviert worden. In enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Suchthilfe und ihrer Gassenküche werde einer offenen Drogenszene entgegengewirkt. Auch im St.Mangenpark seien die Kontrollen intensiviert worden, sodass eine leichte Verbesserung habe erreicht werden können. Weniger Reklamationen dagegen hat es nach Widmer im Umfeld des Hotels Rössli an der Zürcher Strasse gegeben. Ein «Stadtmelder» reklamiert indessen, dass beim «Texout»-Container im Heiligkreuz auch tagsüber offen gedealt werde.
Der Runde Tisch beteuert, dass die beteiligten Stellen bezüglich der nun zu erwartenden wärmeren Jahreszeit alles daransetzen, einer offenen Drogenszene entgegenzuwirken. Diesbezüglich beschäftigt sich die Stadt derzeit mit der Möglichkeit eines Konsumraums, wo Betroffene näher begleitet und aufgeklärt werden können. Ein erster Kredit befindet sich im städtischen Budget 2025. Die Stiftung befasst sich schon seit einiger Zeit auch mit den Gefahren des Opioids Fentanyl. Das Gesundheitsdepartement baut gegenwärtig zusammen mit dem Forum Suchtmedizin Ostschweiz das erste mobile Drug-Checking auf.
Von Franz Welte
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