Denise Hofer
«Verknüpfung» ist eine nachhaltige und verbindende Kunstinstallation.
Symbolbild.
In den meisten Handlungsfeldern im Bereich Mobilitätsverhalten befindet sich die Stadt St.Gallen nach Beurteilung des Stadtrates auf Kurs. Doch es zeigt sich, dass die Umsetzung in manchen Bereichen noch nicht erfolgt ist und deswegen verschiedene Unsicherheiten bestehen vor allem bezüglich der zu erlassenden Verbote durch den Bund.
Energiepolitik Die Stadt will die Einführung von Mobility Pricing ab 2035 auf nationaler Ebene fordern, falls sich der Modalsplit bis 2033 nicht zu Gunsten des Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehrs verändert hat. Bis 2050 soll der motorisierte Individualverkehr noch maximal 20 Prozent der Anzahl Wege ausmachen. 2021 waren es 38 Prozent und damit sogar noch 3 Prozent mehr als 2015. Die Stadt ist hier aber abhängig von Bundesbeschlüssen. Es zeigt sich auch, dass Verhaltensänderungen in der Gesellschaft allen Impulsen zum Trotz nur zögerlich vorwärts gehen.
Die Stadt will sich dafür einsetzen, dass die Nutzung des öffentlichen Verkehrs bis 2050 um einen Drittel gesteigert wird. Diese Erhöhung ist gemäss Stadtrat erforderlich, um den motorisierten Individualverkehr zu vermindern. Konkret wird eine Verdichtung der Linien 1 und 2 zum 10-Minuten-Takt auf Ende 2027 angestrebt. Vom Kanton ist dies derzeit aufgrund der vorhandenen Auslastung noch nicht vorgesehen. Zudem würde diese Erhöhung die Finanzen stark belasten. Die Fahrgastzahlen lassen noch keinen Trend nach oben erkennen. 2023 stagnierte die Zahl bei 28 Millionen, ein Ausmass, das 2011 bis 2013 schon fast erreicht worden ist. Prozentual liegt der Anteil des ÖV 2021 bei 18 Prozent, 2015 waren es 26 Prozent. Es ist also eine markante Trendwende nötig, um das Ziel zu erreichen. Die Fahrzeugflotte der Verkehrsbetriebe wird bis 2030 100 Prozent elektrisch sein. Postauto und Regiobus werden bis 2050 schrittweise auf elektrischen und Brennstoffzellen-Antrieb umgestellt. 2050 sollen 30 bis 35 Prozent der Wege durch den ÖV abgedeckt sein und 40 bis 50 Prozent durch den Fuss- und Veloverkehr. Ist abzusehen, dass weder auf Bundes- noch auf Kantonsebene ein Verbot von Verbrennerfahrzeugen eingeführt wird, will der Stadtrat dies erwirken. Nicht gerade zuversichtlich stimmen die heutigen energetischen Treibhausgasemissionen des Bereichs Mobilität. Sie sind gegenüber 2010 in keiner Weise verbessert worden, während die Treibhausgasemissionen aus den Gebäuden doch leicht gefallen sind. Für den Individualverkehr wird die Zahl der Schnellladestationen bis 2030 auf zehn verdoppelt. Private Anbieter sind hier nicht eingerechnet. Ausserdem soll die Elektrifizierung bei Firmenflotten stärker gefördert werden. Ab 2035 sollen keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr in Verkehr gesetzt werden. Das Pilotprojekt «Quartier-Mobilitätshub» steckt noch in der Planungsphase. Eine solche Drehscheibe soll eine clever kombinierte Mobilität fördern. Sie umfasst Dienstleistungen im Bereich öffentlicher Verkehr, E-Ladeinfrastruktur, Sharing-Fahrzeuge und Abholboxen. Gemäss Stadtrat soll die Machbarkeit bis Ende Jahr konkretisiert werden.
Die Stadt setzt gegenwärtig bereits die Schaffung von Trassen auf Hauptachsen um, soweit diese den ÖV beschleunigen. Um den dafür notwendigen Platz zu schaffen, wird unter anderem das Parkplatzregime überarbeitet. Somit wird die Aufhebung weiterer Parkplätze auf öffentlichem Grund in Erwägung gezogen. Diverse Projekte wurden bereits umgesetzt, so die Busspur Bogenstrasse stadteinwärts. Konkret vorgesehen sind bis Ende 2026 weitere Bustrassen auf der Rorschacher Strasse, Botanischer Garten (Pappelweg) bis Lindenstrasse, auf der Martinsbruggstrasse, von der Schuppisstrasse bis Schönbüelstrasse inklusive Ausbau Knoten Schönbüelstrasse, und bis Ende 2027 auf der Zürcher Strasse eine ÖV-Bevorzugung beim Knoten Geissbergstrasse.
Auf Kurs ist die Stadt gemäss Stadtrat bei der Schaffung eines attraktiven, zusammenhängenden Velonetzes mit Velovorzugsroute. Der Anteil des Fuss- und Veloverkehrs an den durch die Stadtbevölkerung zurückgelegten Wegen lag 2021 bei 42 Prozent. 2050 sollen es 48 Prozent sein. Auf Fusswegen bewegen sich 35 Prozent der Verkehrsteilnehmer regelmässig, mit dem Velo gerade einmal 7 Prozent, 2010 waren es allerdings erst 3 Prozent. Die Lichtsignalanlagen werden, neben der Priorisierung des öffentlichen Verkehrs, auf die Bevorzugung des Fuss- und Veloverkehrs optimiert. Es wird auch auf die Verbesserung der Velosicherheit geachtet. Bis 2032 sollen alle Abschnitte der Velovorzugsroute gebaut sein.
Im Bereich der Güterlogistik sollen bis 2030 im Güterverkehr 20 Prozent der Fahrten auf Lastenfahrräder verlagert werden. Zehn St.Galler Unternehmen testen dieses Jahr im Projekt «Sankt Pedalo» kostenlos ein E-Cargobike. Um die Güterlogistik zu optimieren und zu elektrifizieren, ist die Bildung einer Projekt-Gruppe City-Logistik vorgesehen. Die Verdichtung und der zunehmende Online-Handel mit «Just-in-time»-Lieferungen bringt mehr Verkehr in die Stadt. Es gilt, eine Plattform zu schaffen für Zusammenarbeit, Lösungssuche und Umsetzung von Projekten. Bis 2030 sollen 80 Prozent des Güterverkehrs in der Innenstadt mit elektrischen Fahrzeugen abgewickelt werden.
we
Lade Fotos..