Denise Hofer
«Verknüpfung» ist eine nachhaltige und verbindende Kunstinstallation.
Der Verwaltungsrat der Sportfeld Gründenmoos AG: Hanspeter Krüsi, Adrian Krüsi (Verwaltungsratspräsident), Tranquillo Barnetta, Karin Weigelt, Reto Graf, Marcus Gossolt, Remo Spescha, Richard Jussel, Matthias Berger (Geschäftsführer) und Daniel Schmidli.
Es hätte neben Magglingen und Tenero das dritte grosse Leistungs- und Breitensportzentrum der Schweiz werden sollen. Nun müssen die Initiantinnen und Initianten der Sportfeld Gründenmoos AG ihre Vision vom grossen Stützpunkt für Handball, Fussball, Unihockey, Tennis und Reiten in der Ostschweiz vorerst begraben.
Sportinfrastruktur Fünf Jahre lang wurde geplant, gerechnet, gebaut, überzeugt – und gehofft. Jetzt ist das ambitionierte Projekt im Gründenmoos, das dereinst als nationales Aushängeschild für Sport und Bildung hätte glänzen sollen, vorzeitig beendet worden. Am 12. März informierten Vertreterinnen und Vertreter von Stadt und Kanton die Verantwortlichen der Sportfeld Gründenmoos AG über das abrupte Aus: Die Entwicklungsoption für das Gelände wird zurückgezogen, die Zusammenarbeit ist Geschichte.
Das Konzept war umfangreich und ambitioniert: Überregionale Leistungszentren für Handball, Unihockey, Tennis und Reitsport, gekoppelt mit einer Sportschule für den Nachwuchs, einem medizinischen Kompetenzzentrum und diversen Angeboten für den Breitensport. Auf 150 Millionen Franken wurde das Projektvolumen geschätzt. Die öffentliche Hand – Stadt und Kanton – hätten je ein Sechstel beigetragen, den Löwenanteil wollten private Investoren stemmen. Trotz positiver Machbarkeitsstudien und Unterstützung durch Sportverbände wie Swiss Unihockey und den Schweizerischen Handballverband endete die Initiative abrupt. Als Grund wurden seitens Stadt und Kanton wirtschaftliche Risiken und Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit des Betriebsmodells genannt. Insbesondere die Angst vor einem möglichen «Heimfall» – also dem Szenario, dass das Projekt auf städtischem Boden scheitert und die Stadt die Kosten für den Weiterbetrieb übernehmen müsste – sorgte für Zurückhaltung. «Wir können den Entscheid des Stadtrats nicht nachvollziehen, müssen aber nun damit leben», sagt Adrian Krüsi, Verwaltungsratspräsident der Sportfeld Gründenmoos AG, und fährt fort: «Uns geht es nach diesem Entscheid nun nicht darum, Entscheidungsträger anzuprangern und zu kritisieren, sondern der Bevölkerung mitzuteilen, dass wir in den vergangenen Jahren an einer realisierbaren, konkreten Vision gearbeitet haben und nicht an Luftschlössern.» Obschon man sich nicht als schlechter Verlierer präsentieren wolle, zeigt sich der Verwaltungsrat der Sportfeld Gründenmoos AG sehr unzufrieden mit der Vorgehensweise des St.Galler Stadtrats. Vor allem der sogenannte Validierungsprozess, mit dem das von der Sportfeld AG erarbeitete Betriebskonzept von externen Fachleuten überprüft wurde, wird harsch kritisiert. Dabei kam es laut den Projektverantwortlichen zu erheblichen Mängeln. Ein Gutachter soll zentrale Dokumente übergangen haben, was aus Sicht der Sportfeld AG zu falschen Schlüssen führte. Zwar wurde nach Einwänden ein neuer Prozess vereinbart, doch dieser sei nie zum Abschluss gekommen – die öffentliche Hand beendete die Gespräche noch vor der Finalisierung. «Ich bin zum Schluss gekommen, dass es im Amt für Sport und Bildung an baulicher Fachkompetenz mangelt. Es braucht in diesem Amt Fachpersonen, die solch ein komplexes Projekt beurteilen und auf Augenhöhe mit uns diskutieren können. Dies ist mein persönlicher Tipp an Stadtrat Gabathuler», so Verwaltungsrat Richard Jussel. Im Rückblick ortet der Verwaltungsrat der Sportfeld Gründenmoos AG zahlreiche Versäumnisse bei den öffentlichen Partnern: Unklare Rollendefinitionen, kein durchgängiger Ansprechpartner, fehlendes strategisches Verständnis für die Entwicklungsphasen eines komplexen Infrastrukturprojekts. Besonders schmerzhaft sei das auferlegte Kommunikationsverbot gewesen, das den Projektträgern untersagte, frühzeitig öffentlich über die Pläne zu informieren. «Dadurch blieb das Projekt für Bevölkerung, Politik und Sportvereine lange abstrakt», kritisiert Matthias Berger, Geschäftsführer der Sportfeld Gründenmoos AG. Auch die Finanzierung wurde zur Hürde: Um den Betrieb langfristig kostendeckend zu gestalten, hätte ein angepasster Baurechtszins – wie in anderen Städten praktiziert – gewährt werden müssen. In Winterthur etwa liegt dieser bei drei Franken pro Quadratmeter, in St.Gallen wären sieben bis dreizehn Franken verlangt worden. Entgegenkommen habe es laut Verwaltungsrat keines gegeben.
Über 5000 ehrenamtliche Stunden und rund eine Million Franken an Eigenmitteln flossen seit 2020 in das Projekt. Gleichzeitig wurde die bestehende Tennisanlage im Gründenmoos im Fronbetrieb geführt – ebenfalls ohne öffentliche Unterstützung. «Eine derart umfassende, privat initiierte Projektentwicklung für die Öffentlichkeit, bei der auch noch die operative Verantwortung übernommen wurde, ist schweizweit wohl einmalig», betont Krüsi. Umso grösser ist die Enttäuschung: «In anderen Regionen entstehen nationale Sportzentren mit klarer öffentlicher Unterstützung. Nur St.Gallen gibt sich mit dem Status quo zufrieden.» Das Bedauern ist spürbar, der Frust ebenso. Für Ex-Nationalspieler Tranquillo Barnetta, der ebenfalls dem Verwaltungsrat angehört, hätte das Zentrum die Ostschweiz sportlich näher an die nationale Spitze rücken lassen können – gerade für junge Talente, die bisher für professionelle Förderung nach Magglingen oder Tenero reisen mussten. «Als Jugendlicher musste ich oft weite Wege auf mich nehmen, weil es in der Ostschweiz keinen solchen Sport-Stützpunkt gab. Dieses Projekt wäre eine grosse Chance für junge Sportlerinnen und Sportler aus der Ostschweiz gewesen. Diese Chance haben wir nun leider verpasst», so Barnetta. Trotz allem will die Sportfeld Gründenmoos AG das Projekt nicht vollständig aufgeben. Man sei sich bewusst, dass Fehler passiert seien – auf beiden Seiten. Doch die Grundlagen seien solide, das Projekt sei durchdacht, realisierbar und nach wie vor hochrelevant für die sportliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Region. «Ich glaube, die Türe zur Realisierung dieses Projekts könnte sich durchaus nochmals öffnen. Es liegt nun an den politischen Entscheidungsträgern zu erkennen, dass die Stadt und die ganze Region von diesem Projekt profitieren könnten, es realisier- und finanzierbar ist. Wir wären bereit, den Ball wieder aufzunehmen», so Krüsi.
Selim Jung
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